Zuhause ist dort, wo WLAN ist

Architekt, Planer, Konstrukteur

Interview mit # Ralf Wiebusch (BDA) :

Was geht (in der Nische) bei Wohn- und Gewerbeprojekten?

Ralf Wiebusch: Individuelle Konzepte, die über die üblichen Standards hinaus gehen, die funktional perfekt sind und gestalterisch/konstruktiv funktionieren. Gute Gestaltung ist dabei keineswegs kostenintensiv. Beispiel: Das Gestalterische fängt  bei Giebel und Fenster an – wo muss das Fenster optimal platziert werden, damit es optisch ansprechend funktioniert.

Sind B- und C-Städte im Kommen (mehr und kleinere Wohnungen bauen wg. Abwanderung aus den Metropolen Familie?)

Wiebusch: Ich bin heutzutage mit ÖPNV auch aus Scheeßel mit direkter Bahnanbindung in 45 Minuten in Hamburg, wo einige Kunden durch uns betreut werden. Andererseits habe ich mit dem Parkplatzverbot vor der Baustelle in der Hafencity bspw. ein Problem, die großen Lasten an Baustoffen auf die Baustelle zu bekommen. In einem fall mussten wir über hunderte Meter per Schubkarre die Materialien mühsam über Stunden transportieren. Will sagen – nicht immer ist gut gedacht auch gut gemacht, Verkehr aus der Stadt mag lebenswert(er) sein, es kommt aber auf flexible individuelle Handhabungen an. Gute Planungen sollten konstruktiv passen, auch auf der Kostenseite.

Stadt oder Land als Heimat gestalten, wie kann das funktionieren?

Wiebusch: Zuhause ist da, wo WLAN ist. Darüber hinaus gibt es viele Konzepte, die dem persönlichen Wunsch der Bauherren entsprechen. Generell wird jede Generation ihre Prioritäten haben, ob mit oder ohne Handy, viel Natur oder Kultur.

Wem zuhause die Decke sprichwörtlich auf den Kopf fällt, der hat auch im eher dörflichen Scheeßel die Möglichkeit zum Coworking. Dafür stehen 380 qm lichtdurchfluteter Büros und einige Besprechungsräume zur Verfügung. Energetisch ist das Gebäude aus 2022 mit einer Wärmepumpe versorgt, die PV-Anlage unterstützt zwei E-Ladestationen für Autos.

Grundstücksflächen sind knapp, Rohstoffe auch – wie muss dann Bauen und Wohnen in Zukunft gedacht werden?

Wiebusch: Mit hoher Transparenz und guten Ideen, die in der Konstruktion einfach, bezahlbar und zugleich pfiffig sind. es gibt Architekten, die nur für den Wettbewerb (und das eigene Ego) gestalten, und solche, die dann noch das konstruktiv Machbare im Blick haben. Dieser Kombination fühle ich mich verpflichtet.

Für einen Kunden habe ich, als Beispiel, in guter Lage am Hamburger Klosterstern das vierte Obergeschoss eines Hauses aus der Gründerzeit saniert und ausgebaut – eine nachhaltige Investition, wodurch noch dazu keine neuen Flächen versiegelt werden mussten.

Wie wichtig ist Kultur für ein funktionierendes (Wohlfühl-) Stadt- und Landleben?

Wiebusch: Sehr wichtig, aber …, es braucht allerdings auch Mut, zum Beispiel seitens der Stadtverwaltung, einen langen Atem und Kreativität.  Die Eventlocation „Strandgold“ in toller Lage direkt am Ufer des Weichelsees in Rotenburg/W. ist solch eine mögliche „Perle“, als temporäre Architektur aus Überseecontainern über 2 Ebenen projektiert. Das Areal hat deutlich mehr Potenzial, mit Strahlkraft weit über die Grenzen der Kreisstadt hinaus.

Generell: Muss das Bauen verboten werden bzw. bauen wir am Bedarf vorbei?

In Zukunft gilt mehr denn je, über den Tellerrand zu schauen und Marktwünsche und Interessen aller Beteiligten gleichzeitig mitzudenken und zu interpretieren.

Dazu planen wir schon seit vielen Jahren dreidimensional. Wohn- und Gewerberaum wird immer benötigt, gut ist branchenvernetzt Bedarfe, Standorte, Ökologie und Ökonomie miteinander zu denken.

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Das Büro Ralf Wiebusch Architektur & Innenarchitektur ist in der attraktiven Nische mit der Spezialisierung auf Kitas, Büro- und Gewerbebauten sowie (exklusiver) Wohnbebauung tätig, in der Gestaltung gerne mit regionalem Bezug.