„Qualität im Einklang mit den inneren und äußeren Lebenswelten“

Interview mit: Jürgen Lohmann, Architekt (BDA)

Stadt oder Land als Heimat gestalten, wie kann das funktionieren?

JL: Ob die Stadt oder als Land als Heimat wird, hängt von den jeweiligen Ansprüchen ab. Für beide Standorte gilt sicherlich , dass mit Bauland behutsam umgegangen werden muss.
In den Städten bietet sich die Möglichkeit, Industriebrachen oder auch nicht mehr benötigte Verkehrswege (z. B. Bahnlinien) als Bauland zu nutzen.
Auch im ländlichen Raum sind verdichtete Wohnformen stärker anzudenken – mit der Qualität, dass zum Beispiel auch hier Flächen für die Selbstversorgung genutzt werden können, und nicht nur Ziergärten angelegt werden.

Grundstücksflächen sind knapp, Rohstoffe auch – wie muss dann Bauen und Wohnen in Zukunft gedacht werden?

Als Überschrift steht das ressourcenschonende Bauen. Hier gibt es naturgemäß viel Experimentelles und Spielräume bis hin zu Bauen aus Häusern mit Stroh und Lehm.
Wichtig wird in Zukunft sein, recyclebare Baustoffe zu verwenden. Auch über neue Grundrisskonzepte vor dem Hintergrund der Homeoffice-Lösungen muss nachgedacht werden.
Gedacht werden muss an Rückzugsmöglichkeiten (in kleinen Räumen), unter anderem für das Homeoffice.

Wie wichtig ist Kultur für ein funktionierendes (Wohlfühl-) Stadtleben

Für den gesellschaftlichen Zusammenhang ist die Kultur ein wichtiger Aspekt. In den Großstädten gibt es natürlich vielfältige und umfassende Angebote.
Eine Gesellschaft ohne Struktur und Kultur würde sicherlich veröden.
Allerdings unterscheiden sich meiner Meinung nach das Stadt- und das Landleben – bzw. findet Kultur auf unterschiedlichen Ebenen statt: In der Großstadt durch Theater, Film, Ausstellungen, etc., auf dem Land spielt sich das Leben häufiger in Vereinen & Co. ab, in kleinerem Maße gibt es Theater, Musikveranstaltungen und auch heimatverbundene Feste.

Herausforderungen und Ziele der Stadtentwicklung – eine Gemeinschaftsaufgabe mit komplexen Herausforderungen, weil ……

Nachhaltige Quartiere mit verbessertem CO2-Fussabdruck, 15-Minuten-Städte, veränderte Mobilität + Verkehre, Bauen mit dem Gedanken der Kreislaufwirtschaft sind komplexe Aufgaben in diesem Zusammenhang.

Durch die sich aktuell verändernde politische, ökologische und wirtschaftliche Situation – wir sind im Jahr 2022 und unter ?????Belastungsproben – wird sich auch das Bauen verändern.
Im Mittelpunkt steht energie- und ressourcensparendes Bauen – wir müssen den CO2-Ausstoss minimieren.

Eine Vielzahl von Pilotprojekten werden in Zukunft mit Sicherheit der Maßstab für das zukünftige Planen und Bauen sein. Wichtig ist jedoch, dass bei den neuen Anforderungen an das Bauen auch im Hinblick auf Verdichtung die Wohnqualität nicht vernachlässigt wird.
Aus meiner Sicht können zu hohe Verdichtungen zu sozialen Spannungen führen. Darum sind städtebauliche Qualität, Architektur-Qualität und die Qualität der Außenräume abzustimmen und in Einklang zu bringen.

Muss das Bauen verboten werden bzw. bauen wir am Bedarf vorbei?

Braucht es eine Revolution in der Baubranche? Nun, es braucht lediglich die Bereitschaft, die bereits genannten Punkte ernst zu nehmen – vom Städtebau bis hin zur Gebäudeplanung. Dabei muss immer auf die aktuelle und zukünftige Situationen, sich verändernden gesellschaftliche Bedingungen eingegangen werden.

Das Bauen darf also nicht verboten werden, gerade vor dem Hintergrund, dass durch Flüchtlingsströme in unserem Land eine starke Zuwanderung stattfindet.